Kann man Glück riechen?
Seit einiger Zeit interessiere ich mich wieder verstärkt für ätherische Öle. Ich bin schon als Kind damit groß geworden, habe dem Thema dann einige Zeit keine Aufmerksamkeit geschenkt und nun wieder Neu für mich entdeckt.
Falls du ein bisschen aktiv auf Instagram bist, wirst du dem ganzen Thema auch nicht entkommen sein. Einige neue Marken werden aktuell wirklich sehr gehyped. Allerdings sind deren Marketingmaßnahmen eher umstritten und teilweise fragwürdig.
Das Düfte eine Wirkung auf den Menschen haben wissen wir alle. Hier ein paar Beispiele die dir bestimmt bekannt vorkommen. Du riechst Apfel und Zimt und denkst sofort an die Weihnachtszeit. Der Duft von bestimmten Blumen löst bei dir Wohlbefinden aus. Du empfindest den Schweißgeruch anderer Menschen manchmal abstoßend. Oder in einer Unterführung riecht es sehr nach Fäkalien, du hältst die Luft an und beschleunigst deine Schritte. Das sind nur einige Beispiele.
Jeder Mensch nimmt Gerüche anders wahr und assoziiert die verschiedensten Emotionen, Situationen oder Orte damit.
Wie funktioniert riechen?
Wusstest du, dass der Mensch 350 verschiedene Duftrezeptoren in der Nase hat? Jeden einzelnen Rezeptor kannst du dir wie einen Buchstaben vorstellen. Du hast z. B. einen Rezeptor für Vanille oder Moschus. Die Rezeptoren kennen nur diesen einen Geruch, was bedeutet, dass sie auch nur auf das Duftmolekül Vanille oder Moschus regieren. In unserem Duftalphabet haben wir also 350 Buchstaben. Gerüche wie Kaffee, sind eine Zusammensetzung aus den unterschiedlichsten Duftmolekülen. Diese Duftkombinationen oder auch sinngemäß Wörter, welche sich aus den 350 Buchstaben formen, können kurz oder lang sein. Damit wird das Spezifizieren von Düften relativ komplex. Oder kennst du eine Sprache mit 350 Buchstaben die auch hundertzeichenlange Wörter hat? Also ich nicht, weshalb mich das Thema aber umso mehr fasziniert.
Jeder Mensch besitzt ca. dreißig Millionen Riechsinneszellen. Eine Zelle kann immer nur genaue eine Art der 350 Duftrezeptoren ausbilden (davon dann aber viele tausende). Sobald diese Riechsinneszellen von einem bestimmten Duftmolekül aktiviert werden, wird diese Information an dein Gehirn weitergeleitet. Dort werden dann aus allen Riechzellen die Gerüche erfasst und ergeben so etwas wie z. B. den Geruch von Kaffee. Wirklich sehr faszinierend, oder?
Bisher sind nur 20 dieser 350 Duftnoten eindeutig entschlüsselt worden. Die Arbeit wurde hauptsächlich von dem Forscher Hanns Hatt (deutscher Biologe und Mediziner) vorangetrieben. Eine sehr faszinierende Persönlichkeit und seine Forschungsergebnisse sind mehr als interessant.
Düfte und Assoziationen
Okay, wir haben grundlegend verstanden wie komplex Düfte und das Erkennen davon ist. Aber wusstest du auch, dass jeder Mensch Düfte unterschiedlich wahrnimmt und etwas anderes damit assoziiert?
Wenn ich Vanille rieche, muss ich eigentlich immer an Apfelstrudel mit Vanillesauce denken und an meine Oma. Bei dir kann der Geruch aber eine komplett andere Assoziation auslösen… auch negative. Faszinierend finde ich auch, dass man mit einem Geruch fast immer eine bestimmte Situation assoziiert.
Aber woran liegt das? Schon im Mutterleib bekommst du mit, welche Düfte sich auf deine Mutter beruhigend und wohltuend auswirken und welche Düfte eher Angst und Panik auslösen. D. h. wenn deine Mutter während der Schwangerschaft Rauch (z.B. von einem Brand) gerochen hat und daraufhin Angst oder sogar Panik bekommen hat, ist diese Assoziation in deinem Gehirn schon verankert, bevor du überhaupt auf der Welt bist. Sobald du dann auf der Welt bist, stehst du allerdings vielen Gerüchen neutral gegenüber. Mit der Zeit lernst du, das der Geruch von Fäkalien „Iiiih“ oder „Pfui“ ist und das der Geruch von Blumen eher ein Lächeln auslöst und „mmmh, toll wie die riechen“ ist. Das heißt aber auch, dass jeder Mensch ein komplett eigenes Geruchs-Assoziationsmuster entwickelt. Wirklich sehr faszinierend. Das ganze konnte sogar Wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Wirkung von Düften
Düfte können somit in jedem Menschen unterschiedliche Assoziationen auslösen, jedoch gibt es ein paar Düfte die Grundsätzlich das Gemüt erheitern oder beruhigen. Immer mehr Firmen entwickeln ihren eigenen individuellen Geruch. Du kommst in einen Laden und weist, du bist bei Abercrombie & Fitch nur anhand des Geruches. Wenn der Geruch dann auch noch mit einem positiven Gefühl verknüpft wird z. B. dem Shoppingerfolg wirst du immer, wenn du diesen Geruch riechst unterbewusst das gleiche Gefühl auslösen.
Hier noch ein anderes Beispiel: das Hilton Hotel. Natürlich hat das Hilton einen eigenen Geruch entwickelt. D. h. jedes Hilton Hotel auf dieser Welt riecht gleich. Wenn dein erster Aufenthalt im Hilton entspannt und Erholung pur war. Verbindet dein Gehirn den Hilton Geruch immer mit diesen Gefühlen. Sobald du also irgendwo anders auf der Welt in ein Hilton gehst, wirst du sofort das positive Gefühl von Entspannung und Erholung pur verspüren.
Mit dem Wissen, dass du durch einen bestimmten Duft ein bestimmtes Gefühl auslösen kannst und dass du das auch trainieren kannst, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Wenn du z. B. Schwierigkeiten hast dich zu konzentrieren, kannst du genau dieses Wissen anwenden. Du suchst dir einen Duft raus, den du ausschließlich verwendest, wenn du dich konzentrieren musst. D. h. immer, wenn du dich konzentrieren willst, riechst du an dem Duftfläschchen oder machst einen Diffuser mit genau diesem Duft an. Wenn du, dass eine Weile machst, assoziiert dein Gehirn diesen Duft mit konzentriertem arbeiten.
Sobald du dann diesen Duft riechst, weiß das Gehirn, dass jetzt Konzentration benötigt wird und stellt sich darauf ein.
Selbstexperiment:
Da mich das Thema total gefesselt hat, werde ich dazu einen Selbstversuch starten. Ich habe schon immer einen sehr leichten Schlaf. Sobald ich Nachts irgendwas höre, wache ich auf und kann meistens nicht mehr einschlafen. Dazu kommt, dass ich abends manchmal noch so viel im Kopf habe, dass es mir schwerfällt abzuschalten und einzuschlafen. Mein Selbstexperiment widmet sich also dem Thema Schlaf. Ich habe mir ein ätherisches Öl mit beruhigender Wirkung gekauft. Ich rieche nur einmal ganz kurz vorm Einschlafen daran, also nachdem ich mein Handy weggelegt habe, einen Schluck Wasser getrunken habe und das Licht ausgemacht habe. Das ganze mache ich dreißig Tage lang und beobachte, ob sich mein Einschlafen dadurch verbessert. Theoretisch müsste mein Gehirn mit dem Geruch „Schlafen“ assoziieren und wenn ich in Zukunft daran rieche, müsste mein Gehirn sich automatisch auf Schlafen einstellen. Ich bin gespannt, ob ich eine Veränderung merke. Natürlich werde ich das Ergebnis mit euch teilen. Ein weiteres 30-Tage Selbstexperiment findest du hier.
Fazit
Um auf meine Anfangs gestellte Frage „Kann man Glück riechen?“ zurückzukommen. Wir haben gelernt, dass jeder Mensch mit einem Geruch oder Duft etwas anderes assoziiert. Sei es eine Situation, ein Ort, eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Gefühl. Das bedeutet aber auch, dass jeder Mensch einen anderen Duft mit Glück oder glücklich sein assoziiert. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man gezielt (bei sich selbst) Glücksgefühle hervorrufen. Du musst lediglich rausfinden welcher Duft genau dieses Gefühl bei dir auslöst.
Falls dich das Thema genauso fasziniert wie mich oder du einfach neugierig geworden bist, dann solltest du dir den Podcast von Forschergeist mit Hanns Hatt auf jeden Fall anhören. Einfach mega interessant. Ansonsten lohnt es sich das Buch Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken von Hanns Hatt zu lesen. Es ist eine eher leichte Lektüre. Die kurzen Kapitel lesen sich gut weg.
In dem unwahrscheinlichen Fall, dass du das Buch das Parfum von Patrick Süskind nicht gelesen hast. Solltest du dass aufjedenfall nachholen. Für mich ist es eines der besten Bücher, das ich gelesen habe und Thematisch passen.
Hast du dich schonmal mit dem Thema „Riechen“ auseinandergesetzt? Wie stehst du zu ätherischen Ölen? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Ich freue mich über eine Nachricht oder ein Kommentar von dir. <3
Disclaimer: Ich bin kein Wissenschaftler, sondern gebe nur mein Verständnis von für mich interessanten Dingen wieder ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit 😉
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